Engagement für Verbände und Vereine
Die Vorgeschichte
Als Unternehmer stößt man oft an die Grenzen des Machbaren, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen sich nicht passend zur gesellschaftlichen Veränderung entwickelt haben. Aus dem Comicverlag Flying Kiwi und der „Junge Beratung“ heraus entstand ab 1995 die Internetagentur Ticcon (Transaction, Information, Communication and Consulting). Erste Aufträge wurden durch den Direktor der Technologiestiftung Schleswig-Holstein Klaus P. Friebe platziert bis hin zur Realisierung des ersten Internetangebots für das Land Schleswig-Holstein. Auch 1995 gründete sich der Deutsche Multimedia-Verband e.V. (dmmv) und wir wurden als Regionalgruppe mit aufgenommen.
Der dmmv war der Ausgangspunkt für meine verbandspolitischen Aktivitäten, auch wenn er anfangs eher wie eine Selbsthilfegruppe wirkte. Eine Interessensvertretung gegenüber der Politik war so dringlich geworden. Wenn wir in diesen Anfangstagen des Internets Webseiten programmiert hatten, waren wir nie vor hinterhältigen Anwaltsschreiben sicher. Entweder verstießen wir angeblich gegen das Markenrecht, das Verbraucherschutzgesetz oder das Teledienstemediengesetz oder weitere zahlreichen Gesetze und Verordnungen, die einem Internetunternehmer das Leben schwer machten.
Übereifrige und gierige Juristen entdeckten in den Abmahnungen ein gut funktionierendes Geschäftsmodell. Dabei fiel der auch schon bei den Comics und gegen die sehr kreativen Plagiate, wie „Asterix und das Atomkraftwerk“, in den 1980ern aggressiv vorgehende Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth (1948-2010) jetzt auch in der gerade neu entstehenden Internet-Branche der 1990ern heftig auf. Fast jeder im Internet aktive Unternehmer bekam von ihm Post. Diese Briefe wurden als sehr teure Drohbriefe empfunden. Dagegen galt es sich vehement zu wehren, weil seine Geldforderungen für die jungen Firmen existenzbedrohend waren. Und nur gemeinsam ist man stark. Doch welcher Verband konnte helfen?
Der GWA, der 1952 gegründete Gesamtverband der Kommunikationsagenturen, damals Werbeagenturen, lehnte uns als Mitglied ab. Wir waren ja keine „richtige“ Werbeagentur. Wir machten Webseiten, das war ja irgendwas mit „EDV und IT“. Dieser Verband fühlte sich nicht für uns zuständig. Und für den bitkom, den Verband der Informations- und Telekommunikationsbranche und seinen Vorläuferverbände (Fusion 1999) waren wir kleine unbedeutende Exoten, die doch irgendwas mit Kommunikation machten, aber nichts so richtig mit Technik. Was blieb?
Es musste ein eigner Verband für Internetagenturen gegründet werden, der dmmv, um von der Politik gehört zu werden und für die Mitglieder ein Netzwerk und Serviceangebote aufzubauen, was die anderen Verbände so nicht leisten wollten. Aber allein auf Bundesebene zu agieren reichte nicht aus, es brauchte für die Landesregierungen und andere Landesinstitutionen der Technologie- und Wirtschaftsförderung Ansprechpartner vor Ort, d.h. Regionalverbände.
Schleswig-Holsteinischer Verband für Multimedia und Informationstechnologien e.V. (SH://MIT)
Über das Landesportal lernten wir sämtliche „Multimedia“-Dienstleister aus dem Norden kennen, wie damals die ersten Internet-Pioniere hießen. Als erfahrener Netzwerker im Bereich der Ingenieure (VDI/VDE) unterstüzte uns der Direktor der Technologiestiftung Klaus P. Friebe erneut, als wir mit diesem Anliegen auf ihn zukamen. Und es entstand nach einem Treffen der einberufenen Unternehmensvertreter in der Technologie-Transfer-Zentrale Schleswig-Holstein in Kiel, auch mit Unterstützung von Franz Gelbke, der Schleswig-Holsteinische Verband für Multimedia und Informationstechnologien e.V. als regionale Interessenvertretung 1999. Als Initiator dieses Vorhabens wurde ich dann auch sogleich zum 1. Vorsitzenden des neuen Verbandes gewählt.
Parallel zu unseren Aktivitäten entstand der Verein „Communitytreff Schleswig-Holstein“ in der absoluten Internet-Hype-Phase, weil auch in Hamburg sich durch die Hamburgische Wirtschaftsförderung mit Uwe Jens Neumann die „Online Kapitäne“ am 12.12.1995 das erste Mal getroffen hatten, aus dem dann am 13.08.1997 ein Verein zur Förderung Neuer Medien entstand, dem heutigen „Hamburg@work„, einem Digitalcluster Hamburger Unternehmen, unterstüzt und finanziert durch den Senat. Da guckten irgendwann die Schleswig-Holsteiner Richtung Süden in diese große Hafenstadt und kamen ebenso auf die Idee, die Wirtschaftsförderung des Landes mit dem Clustermanagement für die Digitalunternehmen zu beauftragen. So fusionierte der SH://MIT mit dem Community-Treff SH und es entstand unter Mitwirkung der WTSH und der IHK zu Kiel, finanziert vom Wirtschaftsministerium Schleswig-Holstein, das entsprechende „Clustermanagement“ unter dem Namen „Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein e.V.“. Auch für diesen neuen Verein wurde ich zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein e.V.
Mit der verstärkten öffentlichen Unterstützung auf Landesebene konnte wir endlich kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, um professionelle Strukturen aufbauen und entsprechende Services anbieten zu können. Das war allein im Ehrenamt, verbunden mit dem gleichzeitigen Auf- und Ausbau eines Start-Up-Unternehmens in einer sehr dynamischen und fragilen, neuen Branche kaum möglich.
Aber es hatte auch seine Schattenseiten, denn uns Unternehmern waren die Machtspiele auf der Ebene der Institutionen und der öffentlichen Hand nicht bewusst. Völlig naiv und mit guten Vorsätzen bestückt, weil ich noch dachte, es müsste auch den öffentlichen Vertretern um Inhalte gehen, rannte ich das erste Mal in meinem Leben in eine von dem durch die IHK zu Kiel entsendeten Vorstandskollegen filigran vorbereiteten Intrige.
Über diese Erfahrung könnte ich ein umfangreiches, separates Buch schreiben, so wirken diese Emotionen noch bis heute nach. Nur kurz zum Resultat: Um mein Unternehmen zu schützen, weil parallel die Unterstellung eines strafrechtlich relevanten Subentionsbetruges bei einem öffentlichen Förderprojekt gegen mich durch den IHK-Mitarbeiter lanciert wurde, musste ich am 18.04.2007 von meinem Ehrenamt des 1. Vorsitzenden zurücktreten, was letztendlich sein Ziel war. Seine wirkliches Motiv habe ich nie erfahren. Auch meine eMail-Nachfragen nach Jahren ließ er unbeantwortet. Vielleicht nur, weil ich als Flensburger nicht in sein Kieler Weltbild passte? Oder ich als Unternehmer direkter und zielsicherer für Ergebnisse im Verband sorgte, als es seine bürokartischen Gedankenstrukturen zuließen? Ich weiß es nicht. Damit war vorerst mein verbandspolitisches, ehrenamtliches Engagement für den Norden beendet. Ich musste vier Wochen lang zusammen mit unserem Finanzbuchhalter die unbegründeten, eben aus der Luft gegriffenen Vorwürfe verstehen, um sie dann mit Beleg für Beleg bei der anstehenden Betriebsprüfung zu widerlegen. Zum Glück gelang es uns mehr als vollständig und wir konnten nachweisen, dass uns der Fördermittelgeber eigentlich zu wenig Geld überwiesen hatte…
Als Regionalvertreter aus dem hohen Norden war ich sieben Jahre im Gesamtvorstand des dmmv und dann später im BVDW aktiv, was eine hohe Reisetätigkeit zu den Vorstandssitunugen von Flensburg durch die ganze Republik mit sich brachte, aber auch einen wunderbaren Einblick in zahlreiche junge, agile Unternehmen der Digitalbranche. Videokonferenzen wurden tatsächlich bei den Vorreitern der Digitalisierung erst später eine Option.
Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V.
Gestartet als Deutscher Multimedia-Verand (dmmv) 1995 haben sich die Tätigkeitsfelder und Herausforderungen der Mitgliedsunternehmen rasant in wenigen Jahren verändert. Mit dem Begriff „Multimedia“ brachten noch viele Menschen das Pressen von Bildern und Filmen auf CDs als Datenträger in Verbindung. Inzwischen waren aber fast alle Dienstleistungen digital und online, webbasiert. Der Verband brauchte einen neuen Namen. Dirk Kedrowitsch war schon damals ein Urgestein der Branche und war für die Firma Pixelpark in Hamburg aktiv. Er lud zu einem Arbeitstreffen in sein Büro ein, um über den Verbandsnamen und den als sehr notwendig empfundenen Claim zu beraten. Aber wie bei so einigen Arbeitstreffen haben zahlreiche gestresste und überlastete Unternehmensvertreter ihre Teilnahme und ihre Anreise kurzfristig abgesagt und so saßen Dirk und ich allein an seinem großen Konferenztisch im Pixelpark-Büro. Zu zweit dauerte der Abstimmungsprozess nicht sehr lange und wir stellten gemeinsam schnell fest: „Wir sind das Netz“, denn Content ist King. Wir hatten Glück. Irgendwie kam der Vorschlag beim (entscheidenden) Rest des Vorstandes anschließend später sofort gut an und begleitete den Verband über mehr als 20 Jahre.
Nach fast 30 Jahren Verbandsgeschichte, die ja zwar eng mit Pixeln verbunden sind, hat sich der BVDW ein neues Erscheinungsbild gegeben. Neue Besen und so. Bitte seht es mir nach, dass ich im Zeitalter von KI und inzwischen perfekten Grafiken in Games eine Pixeldarstellung sehr retro finde, aber die neue Buchstabenanordnung mit neuer Typo und Farbwelt in Orange soll jetzt den Verband in die Zukunft führen. Ich drücke trotz meiner Verwunderung die Daumen 🙂
Logo BVDW 2024
GAME – Bundesverband der Computerspielindustrie e.V.
Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V.
game – Verband der deutschen Games-Branche e.V.
Spieleverlage e.V.
Deutscher Verband der Spielewarenindustrie e.V.
Fair Toys Organisation e.V.
EVSH – eSport-Verband Schleswig-Holstein e.V.